Zirkus Casselli kommt ins Dorf

Der Zirkus Casselli ist ein Familienunternehmen, das nun schon in der achten Generation durch die Lande zieht und sein Publikum mit Tiernummern und Akrobatik unterhält. Er stammt eigentlich aus Bremen, ist vor 20 Jahren aber nach Kleve gezogen. 15 Personen gehören zu dem fahrenden Volk. Sie reisen mit 20 Material- und Wohnwagen an. Ab den 5. Mai, bieten die Zirkusleute ein „Programm für Groß und Klein“ auf dem Osterholzer Festplatz an. „Das Zirkusleben ist ein hartes Leben“, berichtet Helena Köhler. „Es ist ein ewiger Kampf ums Überleben. Und trotzdem kann ich mir kein anderes vorstellen.“ Schon ihre Kinder, die zweijährige Shania, Kiano (sechs) und Santino (neun), wuseln als fröhliche Mini-Clowns zum hellen Vergnügen der Zuschauer durch die Manege. Sie gehören zu den jüngsten Zirkusartisten.

 

Die Brüder Roberto und Giovanni Kaselowski leiten das Unternehmen gemeinsam. Sie sehen sich vorher auch die Plätze an, auf denen das Zirkuszelt aufgebaut werden soll. Seine Grundfläche beträgt mehr als 650 Quadratmeter. Sechs Personen – die beiden Brüder mit ihren Frauen sowie zwei Cousins – richten dann gemeinsam die vier Masten auf, haken die Zeltplane ein, hieven sie hoch, setzen die Rondell- und Sturmstangen und zurren schließlich alles fest. Ein Knochenjob. Jede Woche dasselbe Spiel.

Wenn aber alles steht, dann flattern blau-gelbe Wimpel vom Eingang bis zu den beflaggten Mastspitzen, der blau-gelbe Rundbau des Zeltes leuchtet in denselben Farben wie die Zirkuswagen, die es umstehen. Im Innern reihen sich 400 Sitzplätze um das Manegenrund.

 

In einem weiteren Zelt sind die Tiere untergebracht. Da blicken zwei wiederkäuende Trampeltiere den Besucher gelangweilt an. Fünf Anden-Lamas drängen sich neugierig am Gatter. Vier Rappen, stämmige Friesen, warten ruhig in ihrer Box. Daneben stehen noch sechs Ponys Auf einer angrenzenden Weide trabt Pumuckl, ein 50 Zentimeter hohes Kleinpferd. Es ist weiß mit braunen Apfelflecken. Ihm folgt gemächlich Daniela, eine betagte mexikanische Zwergeselin. Die beiden sind jahrelang zusammen in der Manege aufgetreten und seitdem unzertrennlich.

 

Sie gehören zusammen mit langhaarigen Walliser Schwarzhalsziegen, die mit beeindruckenden Hörnern ausgestattet sind, einem Berner Senn- und einem Hütehund sowie Meerschweinchen zum fahrenden Streichelzoo des Zirkus. „Die Tiere wollen ernährt sein“, sagt Giovanni. „Sie brauchen täglich ihr Heu und Kraftfutter.“ Das sei nicht ganz billig. Manchmal spende ein Bauer ein Fuder Heu, das sei eine große Hilfe. Und Tiere gehörten nun einmal zu einem richtigen Zirkus wie Artisten und Clowns, meint Roberto.

Der Familienzirkus bemüht sich um ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Höhepunkten. Die Pferde laufen in der Freiheitsdressur hintereinander und gegeneinander, sie drehen sich in der Pirouette und steigen majestätisch empor. Die Kamel- und Lama-Nummern sind eher eine bewegte Tierschau. Angela zeigt Akrobatik am Luftring, Helena turnt am Trapez und balanciert auf dem Seil. Giovanni betätigt sich, mit Tigerpythons behängt, als Feuerspucker. Roberto jongliert und treibt als großer Clown sein lustiges Unwesen mit der kleinen Clownsbande.

 

„In einem so kleinen Zirkus ist jede einzelne Person gefragt“, erzählt Helena. Sie ist per Zufall zum Zirkus gekommen, „der Liebe wegen“ und dann „hängen geblieben“. Bereut hat sie es nicht. Sie musste von Anfang an mitmachen. „Bei uns muss jeder alles können“, sagt sie. Man müsse die Lichtanlage ebenso bedienen können wie die Musikanlage für die Einspielung während der einzelnen Nummern. Eine ganze Reihe von akrobatischen Kunststücken hat sich Helena selber angeeignet, andere wurden ihr beigebracht. Normalerweise lernen die Zirkusleute ihr artistisches Handwerk in einer Zirkusschule. So soll auch die kleine Shania demnächst die Grundlagen der Manegenarbeit in der Berliner Zirkusschule lernen.

 

Normalerweise spielt sich das Leben das ganze Jahr über im Wohnwagen ab. Der ist zwar geräumig und übersichtlich, aber eben doch ein Wohnort, der laufend seinen Standort wechselt. Das Leben ist unstet. Und das wirkt sich auch auf den Schulbesuch der Kinder aus. Santino ist neun Jahre alt und geht in die zweite Klasse. Dabei muss er die Schule ständig wechseln, jede Woche geht er in eine andere Klasse. Dort sind die Schüler mit dem Lehrstoff unterschiedlich weit, und er muss sich immer wieder neu orientieren. Natürlich ist der kleine Zirkusakrobat oft der Star in der Klasse. Aber Lesen, Schreiben und Rechnen muss er sich mühsam erwerben.

 

 

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