Hanne - Arm und einsam

Johanne lernte ich kennen als sie Zeitungen austrug, weil ihre Rente gerade mal 2,30€ über der Grundsicherung im Alter liegt. Die 76-jährige Witwe war Krankenschwester und Mutter, heute lebt sie alleine in einer zwei Zimmerwohnung im Schweizer Viertel. Alle Nachbarn mit den Sie Kontakt hatte sind weg gezogen genau wie ihre Kinder. Die wegen ihrer beruflichen Perspektiven ins Ausland gegangen sind, weshalb sie auch ihre Enkel nur einmal im Jahr zu sehen bekommt.

 

"Früher haben sich die Nachbarn ganz selbstverständlich gegenseitig geholfen, das ist schon lange nicht mehr so.", so Johanne. Sie erzählt wie froh sie ist wenn ihr Sohn aus Dänemark zu Besuch kommt und die nötigen Renovierungsmaßnahmen durchführt, denn einen Handwerker könnte sie sich von ihrer kleinen Rente so wie den austragen von Zeitungen nicht leisten. "Besonders an Weihnachten wenn ihre Kinder nicht kommen können ist das allein sein hart, da bin ich dankbar für die Weihnachtsfeier in der Grundschule", erzählt Sie. Hanne weiter: "Aber wirklich dauerhafte Kontakte entstehen dadurch nicht wirklich." Hin und wieder besucht sie die AMEB-Begegnungsstätte oder die kostenlosen Kultuveranstaltungen im Haus im Park. Auch als Leihoma hat sich die 76-jährige versucht, aber auch diese Hilfe auf Gegenseitigkeit wurde nur einseitig ausgenutzt. Finanziell sind für sie große Neuanschaffungen kaum zu stemmen, so zum Beispiel als ihr Kühlschrank kaputt ging hieß es entweder die spärlichen Rücklagen aufbrauchen oder auf eine Kühlbox umsteigen. So lange sie gesund genug sei um mit dem Fahrrad zu fahren verzichtet sie auf das Monatsticket um zu sparen. Das erfreuliche an der Geschichte von Hanne ist das sie mittlerweile Anschluß an eine Gruppe von Senioren/innen gefunden hat mit denen sie zwei bis drei mal in der Woche etwas unternimmt.

 

Seit Jahren werden die Angebote auch für Senioren im Stadtteil immer mehr zurück gefahren weil das Geld für Personal und neue Projekte fehlt, so zum Beispiel soll die AMEB-Begegnungsstätte in der Sudwalder Straße wohl geschlossen werden. Bisher können es die Stiftungsdörfer der Bremer Heimstiftung einiger Maßen abfangen. Eigentlich bräuchte unser Stadtteil einen Nachbarschaftshilfe Verein, der dauerhafte Beschäftigungsprojekte sowohl in handwerklichen als auch sozialen Diensten anbietet.